Für eine beeindruckende Lesung im Münchner Volkstheater versammelten sich Ende Mai zahlreiche prominente Persönlichkeiten, um an den Aufstieg der NSDAP vor 100 Jahren zu erinnern und Parallelen rechtsextremistischer Tendenzen im Heute aufzuzeigen. Ein begleitendes Videoprojekt dient der lebendigen Erinnerungskultur.
Zu hören waren Originaltexte aus den Jahren vor der Machtergreifung durch die NSDAP: Prominente Schauspieler:innen wie Udo Wachtveitl, Gitti Walbrun oder Gerd Anthoff versammelten sich im Mai dieses Jahres in der bayerischen Hauptstadt für eine besondere szenische Lesung mit musikalischer Begleitung.
Der politische Abend, initiiert von SCHULTERSCHLUSS e.V. – einer Initiative des bekannten Kabarettisten Christian Springer und unterstützt u. a. vom Kompetenzzentrum Demokratie und Menschenwürde der Domberg-Akademie – ließ das Publikum buchstäblich in die 1920er-Jahre eintauchen. So hörte man warnende Stimmen zum Beispiel von Pater Alfred Delp oder Ellen Ammann; Letztere war eine der ersten Frauen im Landtag und machte schon frühzeitig auf das Erstarken des Nationalsozialismus aufmerksam.
Die Lesung im Volkstheater erinnert an den Weg der NSDAP zur Machtergreifung und soll außerdem auf Tendenzen heute aufmerksam machen. Denn SCHULTERSCHLUSS setzt sich mit vielfältigen kreativen Projekten für eine lebendige Gedenkkultur und eine vielfältige sowie demokratische Gegenwartskultur ein. „Das Projekt Brutkasten des Rechtsextremismus beeindruckt auf beiden Ebenen. Die unterschiedlichen Textpassagen bilden ein Prisma jener Zeit ab, in der sich der Aufstieg der NSDAP in München vollzog: Der rechtsextreme Terror der 1920er-Jahre zeigte schon früh an, worum es den Nazis ging“, sagt Kai Kallbach, Projektleiter des Kompetenzzentrums Demokratie und Menschenwürde.
„Es brauchte dann den Nährboden aus Justizversagen, Wirtschaftskrise, bürgerlicher Verrohung, großindustrieller Unterstützungsnetzwerke und ausuferndem Antisemitismus, damit die Propagandainstrumente der NSDAP ihre grausame Wirkung entfalten konnten.“ Wie sehr diese den heutigen Instrumenten rechtsextremer Agitation gleichen, führt das Projekt eindringlich vor und fordert uns damit alle auf, jedem Ansatz dieser Ideologie konsequent entgegenzuwirken.
Dem Abend im Münchner Volkstheater folgt nun ein Erinnerungsvideo, in dem eine Auswahl der Texte von den beteiligten Künstler:innen eingelesen und dokumentiert wurden. Das Video, das Sie hier abspielen können, wird auf den sozialen Netzwerken verbreitet und soll einer neuen Generation als Warnung dienen.
Das Projekt initiiert von SCHULTERSCHLUSS e. V. von Christian Springer verbucht eine lange Liste beteiligter Künstler:innen, die sich gegen Rechtsextremismus stark machen: Alexander Liegl, Angela Ascher, Christoph Süß, Dietmar Holzapfel, Gerd Anthoff, Gitti Walbrun, Heinz Josef Braun, Lila Schulz, Michael Altinger, Michael Grimm, Nikola Norgauer, Udo Wachtveitl und Winfried Frey.
Weitere Unterstützer:innen des Projekts sind das Kulturreferat der Stadt München, die Katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau sowie die Stiftung Hubert Beck.
Die Initiative SCHULTERSCHLUSS von Christian Springer ist für die kulturelle und politische Bildung tätig. Im Fokus der Arbeit stehen die Erinnerungskultur und demokratische Prozesse. SCHULTERSCHLUSS setzt sich ein für Vielfalt, Demokratie, Menschenrechte und Toleranz und gegen Hate Speech und Gewaltbereitschaft, Fremdenfeindlichkeit und Demokratiemüdigkeit.
---
Text: Domberg-Akademie
Fotocredits: SCHULTERSCHLUSS e.V.