„Tief verankertes Vertrauen“
Es gibt nicht die eine einheitliche Definition des Begriffs Resilienz. Er wird in vielerlei Kontexten und unterschiedlichen Disziplinen verwendet. Das führt derzeit fast zu einer inflationären Verwendung. Der Begriff kommt ursprünglich aus der Physik. Er beschreibt die Beschaffenheit eines Werkstoffs, der nach einer Verformung in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehrt.
Auf uns Menschen übertragen heißt das: Wer resilient ist, kann auf Irritationen reagieren, ohne seine eigene Identität zu verlieren. Er oder sie hat die Fähigkeit,widrige Umstände, Bedrohungen und Krisen durch den Rückgriff auf persönliche und soziale Ressourcen zu meistern und an ihnen zu wachsen. Das „Steh-auf-Männchen“ wird hier oft als Bild angeführt. Resilienz betrifft aber nicht nur den oder die Einzelne/n, sondern auch Teams, Organisationen und Systeme.
Wir müssen gerade mit größten Belastungen leben und stehen nun schon ein Jahr lang unter Stress. Das Leben ist gerade für viele unberechenbar, unsicher, komplex und mehrdeutig. Die Menschen stellen sich existenzielle Fragen: Bekomme ich Corona? Habe ich morgen noch einen Arbeitsplatz? Wie geht es mit der Schule weiter? Was ist mit den Impfungen? Die „widrigen Bedingungen“ treffen gerade alle, zwar unterschiedlich, aber ausnahmslos. Also suchen wir nach Wegen, damit umzugehen.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass es nicht reicht, nur die einzelne Person zu stützen. Vieles was wir augenblicklich erleben, ist durch systemische Versäumnisse bedingt, wie der Mangel an Pflegekräften überdeutlich vor Augen führt oder die Versäumnisse der Digitalisierung im Bildungsbereich. Resilienz ist kein Zauberwort für die schnelle Krisenbewältigung, aber sie ist doch ein wichtiger ressourcenorientierter Ansatz, um mit Veränderungen umgehen zu können.
Resiliente Menschen sind keine Supermenschen, aber sie haben gelernt, mit Stress und Krisen umzugehen. Sie können auch bei Stress gelassen bleiben und in derartigen Situationen schneller auf ihre Fähigkeiten zurückgreifen. Sie sind oft lösungsorientierter, versuchen das zu tun, was sie tun können, anstatt die Gedanken darum kreisen zu lassen, was man tun müsste. Sie akzeptieren unveränderliche Dinge schneller und sehen auch an dunklen Tagen die Sonnenstrahlen im Leben.
Aber auch resiliente Menschen sind enttäuscht, traurig, ratlos, geraten genauso wie andere in Krisen. Aber sie rechnen auch mit Krisen und mobilisieren Ressourcen, damit umzugehen.
Claudia Pfrang, Direktorin der Freisinger Domberg-Akademie, über Resilienz und ihre wachsende Bedeutung in der Corona-Pandemie
Optimismus ist die erste Säule, die dazu beiträgt, Ihre Resilienz zu stärken. Wir sagen Ihnen, warum das so ist, und wie sie ihn trainieren können.
Religiöse Menschen können offenbar leichter mit der Corona-Pandemie umgehen. Das hat vor kurzem eine Studie herausgefunden. Der Kern der Resilienz ist ein tief verankertes Vertrauen, sein Leben bewältigen und gestalten zu können. Wenn dieses Vertrauen auf der Gewissheit, geliebtes Kind Gottes, ein Ebenbild Gottes zu sein, beruht, ist das ein bedeutsames Fundament.
Resilienz lässt sich nicht lernen wie Lesen und Schreiben, aber es lassen sich Voraussetzungen stärken – und das ist, wie man herausgefunden hat, ein Leben lang möglich. Dies fördert die Resilienz: Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung, Verlassen der Opferrolle, Übernahme von Verantwortung, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung.
Wenn man diese sieben Säulen der Resilienz stärkt, ist die Chance groß, damit zu einem resilienteren Menschen zu werden. Ein ganz einfacher Tipp, um den Optimismus zu stärken: Legen Sie doch eine Jubelliste an. Schreiben Sie jeden Tag auf, was Ihnen gut gelungen ist oder was Ihnen Freude bereitet hat. Sie werden sehen, es ist eine ganze Menge!
Ich hatte das Glück, Eltern zu haben, die mir vorlebten, mit Krisen umzugehen und die dabei tief auf Gott vertrauten , dass letztlich alles seinen Sinn hat. Insofern war hier schon eine Spur gelegt und ich glaube, dass ich ganz gut mit Veränderungen, Unwägbarkeiten umgehen kann und einen positiven Blick auf die Menschen, die Welt und die Zukunft habe.
Interview: André Lorenz