Den Beginn des Frühlings erlebt Direktorin Frau Dr. Pfrang dieses Jahr als Symbol der Hoffnung inmitten einer Welt voller Krisen. Sie findet Kraft in persönlichen Erlebnissen, dem Zusammenhalt der Gesellschaft und dem Glauben an Gott. ABER der Glaube an die Auferstehung gibt Zuversicht, dass Neues entstehen kann und das Leben weitergeht.
In diesem Jahr habe ich es besonders intensiv wahrgenommen – das Frühlingserwachen. In die scheinbar tote Natur kehrt Leben zurück. Der Frühling ist immer neu wie das große ABER des Lebens: Ja, es sieht so aus, als würde kein Leben mehr da sein, aber es wächst klein und zart! Immer wieder darfst du Hoffnung haben, dass Leben aufbricht und aufblüht.
Vielleicht habe ich dieses Frühlingserwachen in diesem Jahr besonders intensiv wahrgenommen, weil in dieser Welt der Krisen, Katastrophen und Kriege Hoffnung auf Aufbruch, auf Entstehen von Neuem derzeit dringend benötigt, aber Mangelware ist.
Die Welt braucht Hoffnung in diesen Zeiten. Doch woher nehmen? Woher die Kraft nehmen, sich gegen all das Negative zu stemmen? Die Liste der Ratschläge ist lang, wie man das tun kann:
Achtsamkeitstrainings, Resilienzübungen, das bewusste Sich-Fernhalten oder die gezielte Auswahl von Nachrichten. Das mag kurzzeitig helfen, aber hilft es wirklich? Kann Hoffnung gemacht werden?
Mir hilft in diesen Zeiten, bewusst den Blick darauf zu lenken, welche Hoffnungsgeschichten sich ganz konkret bei mir ereignen. Wenn sich Probleme durch das Auftun neuer Möglichkeiten lösen lassen, wenn mir Kräfte zuwachsen in schwierigen Situationen, wenn mir Menschen geschenkt sind, die mich bestärken und begleiten. Hier kann ein Hoffnungsvorrat wachsen.
Wir brauchen dringend Hoffnung. Hoffnung, die sagt: Ja, es gibt Kriege, aber es gibt auch Menschen, die versuchen im Kleinen wie im Großen Frieden zu stiften. Ja, es gibt große Herausforderungen, aber es gibt ein WIR, das bereit ist, diese gemeinsam anzugehen. Ja, es gibt große Gefahren für die Demokratie, aber auch Menschen, die aus der schweigenden Mehrheit heraustreten und sich für Demokratie und Menschenwürde starkmachen. Eine Gesellschaft, kann nicht, wie Fulbert Steffensky sagt, „leben ohne die Quellen großer Erzählung von der Würde und vom Gelingen des Lebens. Die Moral, die Hoffnung und Zuversicht einer Gesellschaft leben nicht allein von Argumenten und klugen Überlegungen. Sie leben von der Erinnerung an Geschichten von gelungener Würde und von Erzählungen von der Möglichkeit des Lebens inmitten seiner Bedrohungen." (Link zum Artikel)
Als Christin helfen mir in diesen Zeiten auch die großen Erzählungen der Vor-Väter und Vor-Mütter im Glauben, die immer wieder dieses große Aber erfahren haben. Es sind Geschichten, in denen Menschen immer wieder erfahren haben: Gott ist der:die „Ich-bin-da“. Nicht jemand, weit weg von den Menschen, aber womöglich anders da, als wir denken.
Wenn wir als Christ:innen von der Hoffnung reden, dürfen wir nicht vorschnell von der Auferstehung reden – so als käme Gott von außen und würde uns aus allem retten. Wir dürfen all das Leid und den Schmerz nicht einfach ausblenden und verdrängen. Wie muss das für jemanden klingen, der Krieg, Vertreibung, Verletzung, Missbrauch erleben muss und keine Nähe Gottes spürt?
Diese Gottverlassenheit des Karfreitags und der Schmerz des Karsamstags sind auszuhalten – am besten gemeinsam.
ABER, so sagt uns die große Glaubenserzählung von der Auferstehung: Es gibt eine Kraft, die Neues entstehen lässt, das Unmögliche möglich werden lässt. Ohne diesen Glauben hätte ich schon längst resigniert. Und man muss, wie es Fulbert Steffensky in einem lesenswerten Artikel im neuesten Publik-Forum-Heft schreibt, wahrscheinlich in diesen Tagen schon ein bisschen verrückt sein oder ein sehr weites Herz haben, daran zu glauben, dass es weitergehen wird. Aber diese Hoffnung nährt Menschen, die aufstehen für das Leben. Die trotz allem weitermachen und auf die Straße gehen für Gerechtigkeit und Frieden, Demokratie und Solidarität in unserer Gesellschaft, für die Bewahrung unseres Planeten.
Ich bin tot,
aber ich lebe weiter.
Ich bin nicht mehr da,
aber ich bleibe allezeit bei euch.
Ostern heißt,
dem großen ABER Gottes
vertrauen.
Hoffnung haben,
dass Neues entsteht.
Ich glaube, dass wir diesen Glauben wahrlich brauchen. Es ist eine einzigartige Hoffnungsgeschichte, die wir weitergeben können. Wir glauben nicht an Gott, über allem stehend. Nein, wir glauben an Gott, der in Jesus bei den Menschen eintaucht, mit Haut und Haaren. Die da ist, auch wenn wir es nicht spüren. An Gott, der:die uns Menschen dazu antreibt, sich für das Leben einzusetzen und nicht den Tod anderer hinzunehmen, die Armut von Menschen nicht für den eigenen Reichtum in Kauf zu nehmen. Wer an die Auferstehung glaubt, kann nicht anders als, immer wieder die Hoffnung zu haben, dass sich das Leben neue Wege bahnt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Hoffnung gebende Kar- und Ostertage!
Ihre Claudia Pfrang
Bildnachweis: Christian Bauer