Können wir bei all den Hiobsbotschaften der heutigen Zeit das Gute um uns noch wahrnehmen? Der Advent ist die Zeit, nach dem Funken Licht im Dunkel Ausschau zu halten, sagt Dr. Claudia Pfrang. Die Verheißungen der Bibel sind dabei Sterne am Horizont, die uns leuchten – wenn wir uns darauf einlassen.
Der Advent ist eine besondere Zeit – eine Zeit, die geprägt ist durch die Dunkelheit und das Licht. Auf sinnlicher Ebene erfahren wir die Dunkelheit des Lebens und teilen die Erfahrung, dass manchmal schon ein kleiner Funke Licht ins Dunkel bringen kann. Diese Zeit spricht in besonderer Weise existentiell unsere Wünsche und Sehnsüchte an – nach Glück und Geborgenheit, nach Zufriedenheit und einem gelingenden Leben, nach einer Kraft, die alles am Ende gut werden lässt. Es sind Sehnsüchte, die ganz tief in uns verwurzelt sind. Oft sind sie jedoch kaum erfüllbar – schon gar nicht allein an Weihnachten.
In diesen nicht nur jahreszeitlich dunklen Monaten fällt es schwer, diesen Funken Licht in all den Krisen zu entdecken. Und doch gibt es ihn. Ich war vor Kurzem tief bewegt von einer Dokumentation aus einem zerstörten Gebiet in der Ukraine. Jung und Alt bauten aus den Trümmern wieder etwas auf, kochten Essen und lachten bei den Mahlzeiten miteinander. In all der Trostlosigkeit schenkten sie sich gegenseitig Licht durch das Füreinander-Dasein.
Vielleicht ist es gerade in diesen Tagen des Advents die Aufgabe von Christ:innen, immer wieder die Erfahrung weiterzuerzählen, dass Licht in der Dunkelheit aufleuchten kann. Das tun viele biblische Verheißungsworte. Nicht im Sinne einer Vertröstung, sondern im Sinne einer Stärkung und Ermutigung, die darauf basieren, dass zahlreiche Menschen vor uns immer wieder erfahren haben, wie es der Prophet Jeremia verheißt: „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11).
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Im Buch Jesaja, das die Ankunft des Retters verspricht, hören wir: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ (Jes 9,1) Advent meint Ankommen, es geht um das Kommen Gottes in die Welt – nicht nur damals in der Person Jesu, sondern hier und heute – an jedem Tag, auch in Zukunft. Die ersten Christ:innen erwarteten noch die Wiederkunft Christi, das Kommen des Retters. Daher war diese Zeit immer mit Verheißung und Hoffen verbunden. Vielleicht müssen wir dies neu entdecken?
Werdet nicht irre
in den Herausforderungen der Zeit!
Trotz aller Hiobsbotschaften
Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.
Trotz aller Verwüstung
Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.
Trotz aller Dunkelheit im Leben
Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.
--- Claudia Pfrang
Die Verheißungen, von denen die Bibel spricht, sind nicht utopisch. Sie projizieren Glaubens- und Lebenserfahrungen vieler Menschen, die vor uns lebten, in die Zukunft. Was diese Menschen erfahren haben, sprechen sie uns auch heute noch in biblischen Verheißungstexten zu. Ein Zuspruch und Anspruch an uns heute, der uns im Leben Orientierung geben kann, Mut machen, unseren eigenen Weg gestärkt und mit festem Boden unter den Füßen zu gehen. „Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken.“ 1 Chr 28,20
Um Verheißungen überhaupt wahrnehmen zu können, braucht es ein offenes Ohr und als Landebahn eine Sehnsucht in uns. Können wir bei all den Hiobsbotschaften das Gute um uns noch wahrnehmen? Wie man bei Zacharias, Elisabet, Hanna oder Simeon sieht, die uns in den biblischen Texten des Advents begegnen, brauchen Verheißungen oft einen langen Atem und im entscheidenden Augenblick ein Ja, damit wir uns auf sie einlassen können. Das ist sicher eine der größten Herausforderungen, die wir gerade spüren. Angesichts der Wucht des Krieges nicht nachzulassen, für den Frieden einzutreten und angesichts des Klimawandels beherzt zu handeln, sich in anderen Lebenssituationen immer wieder selbst zu fragen: Wo bin gerade ich jetzt gefragt?
Wir möchten Ihnen mit Impulsen dieser Blog-Reihe „Mit Verheißungen leben“ bis Weihnachten in dieser dunklen Zeit Lichtpunkte und Orientierungsmarker weitergeben und Sie anregen, Ihre eigenen Verheißungsworte zu finden und ihnen zu folgen. Über allem steht: „Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ (Jer 29,11)
Es gilt jedoch zu beachten, dass sich Verheißungen oft anders erfüllen, als wir es uns vorstellen. Wahre Verheißungen sind zukunftsoffen, sind offen für das „Mehr“ und die vielleicht ganz andere Erfüllung. Sie machen lebendig, treiben uns an und geben uns Hoffnung, auch wenn der Ausgang noch ungewiss ist. Sie sind nicht nur Sternschnuppen, sondern Sterne am Horizont, die uns leuchten.
Diese wünsche ich Ihnen von Herzen!
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Text: Dr. Claudia Pfrang