Frau Dr. Pfrang begibt sich zum Programmauftakt im Herbst auf die Suche nach der Neugier. Schon im Kindesalter tief verwurzelt, verliert man die Neugierde im Erwachsenenalter nicht unselten. Doch Neugierde ist eine wichtige Zukunftskompetenz: Nur getragen kann man Neues wagen. Spiritualität trägt uns durchs Leben und ermutigt uns Neugierig nach Neuem zu sein.
Unsere Leidenschaft als Domberg-Akademie ist lebenslange Bildung. Sie ist wichtiger denn je, aber auch herausgefordert in einer Zeit zunehmender Komplexität, in einer sich wandelnden und unsicheren Welt. Auch die Lösungen werden entsprechend komplex und innovativ sein müssen. Wir müssen mehr als bisher lernen, mit Spannungsfeldern und Dilemmata umzugehen, Unwägbares und Ungewisses mutig anzugehen. Das erfordert mehr denn je neue Lösungskompetenzen und verantwortungsvolles Handeln auf unterschiedlichen Ebenen. Deshalb ist es aus unserer Sicht ein falsches Signal bei der Bildung den Rotstift anzusetzen, wie es die Haushaltspläne der Bundesregierung für 2024 für die politische Bildung vorsehen. Und dies gerade in Zeiten, in denen rechte Strömungen, die einfache Antworten auf komplexe Sachverhalte geben, erstarken. Es braucht lebenslange Bildung mehr denn je!
Der OECD Lernkompass 2030 hat drei Transformationskompetenzen herausgearbeitet, die helfen, die Zukunft besser zu gestalten: Schaffung neuer Werte, Ausgleich von Spannungen, Verantwortungsübernahme. Zu den Schlüsselbegriffen, um diese Kompetenzen auszubilden, gehören:
· Empfinden von Sinnhaftigkeit und Neugierde
· Kritisches, reflektiertes Denken und Kreativität
· Zusammenarbeit mit anderen, Empathie und Respekt
· Fähigkeit zum Perspektivenwechsel
· Toleranz gegenüber Komplexität und Ambiguität
· Aufbau von Vertrauen
Das ist eine anspruchsvolle, aber notwendige Agenda – auch für uns als Domberg-Akademie. Ein Begriff hat mich in diesem Kontext besonders angesprochen: die Neugier. Nicht die Neugier, die allem hinterherspioniert, alles wissen muss, um Kontrolle zu haben. Nein, gemeint ist eine Neugier, die Neues entdecken will, um Komplexität und Unbekanntes besser zu verstehen, die zuerst einmal offen und unvoreingenommen ans Werk geht. Wie kann sich diese Neugierde entwickeln? Neugier ist im Menschen angelegt, um als soziales Wesen zu überleben, Neues dazuzulernen und den Horizont des Wissens und Verstehens, letztlich des Vertrauens in die Welt, zu erweitern. Neugier ist eine wunderbare Fähigkeit, die sich im Kleinkindalter entwickelt und deren Entfaltung wesentlich davon abhängt, ob Eltern sie als positive Eigenschaft sehen, ob sie dem Kind das Vertrauen vermitteln, dass es sich auf das Unbekannte einlassen kann.
sich öffnen
dem Hier und jetzt
sich stellen
mutig und entschlossen
unvoreingenommen und kreativ
Unbekanntem und Unbequemem
Fragwürdigem und Ungewohnten
Tun, was dran ist
So geht Zukunft
DR. CLAUDIA PFRANG
Sich bewusst der Gegenwart zuwenden und dem, was einem an Neuem, Unerwartetem und Fragwürdigem begegnet. Sich in unbekannte oder unbequeme Situationen begeben und anschließend reflektieren, ob dies wie erwartet verlief oder nicht. So kann man Neugierde trainieren. Oft lehnen Menschen Situationen ab, weil sie eine bestimmte Erwartung, oft auch eine negative, davon hatten, die von anderen Vorstellungen geprägt war. Der Zukunftsforscher Carl Naughton formuliert drei knappe Botschaften, um das Feuer der Neugier am Lodern zu erhalten: be open, be here, do what matters – sei offen, sei bei der Sache und tu, worauf es gerade ankommt.
Entdecken Sie die Pop-Up-Akademie
Neugier ist eine wichtige Zukunftskompetenz. Auch für uns in der Domberg-Akademie. Unsere Ortlosigkeit durch den Umbau auf dem Domberg fordert und fördert unsere Neugier auf stets neue Kontexte. Und so haben wir uns auf den Weg gemacht und uns mit den Schwestern der Congregatio Jesu in Nymphenburg auf einen Prozess gegenseitiger Neugier, Reflexion und Toleranz eingelassen. Lernen Sie uns im Herbst dort als inspirierendes Pop-Up mit verschiedenen Veranstaltungen kennen! Seien Sie neugierig auf unsere Angebote und die neuen Räume!
Neugierde braucht als Fundament die Erfahrung von Vertrauen, Vertrauen in andere und anderes. Viele Menschen sehnen sich in unserer unsicheren Zeit, in Krisen und Umbrüchen danach, wieder tieferen Halt, Sinn und Orientierung zu finden. Dem nachzugehen, dazu lädt unser neues Saisonthema ein mit dem Titel „Mehr als alles. Wie gelingt ein spirituelles Leben, das trägt?“. Wir laden Sie ein, Spiritualität zu erfahren als eine Haltung, die trägt und tröstet, die bewegt und uns begeistert sein lässt, die uns verbindet mit uns selbst, mit der Natur und anderen – eine Spiritualität als eine leidenschaftliche, reflektierte, das Leben bejahende Haltung und als Neugier nach dem „Mehr als alles“. Wir freuen uns mit Ihnen Spiritualität begreifbar und erfahrbar zu machen.
Die ersten Wochen nach der langen Sommerpause und oft einer längeren Urlaubszeit haben schon etwas Besonderes: Mit Abstand lässt sich wieder neu auf den Alltag blicken, sich den Aufgaben wieder fokussierter widmen. Es lässt uns zuweilen offener und mutiger für all das sein, was gerade ansteht: sei es in der Familie, in der Beziehung, im Beruf.
Von Herzen wünsche ich Ihnen für alle Vorhaben nach der Sommerpause, viel Vertrauen in das Leben und Neugierde auf das, was kommen mag.
Ihre Claudia Pfrang
Viele Menschen verstehen sich selbst als spirituell, dabei nicht unbedingt als religiös. Was allerdings genau mit Spiritualität gemeint ist, welche Erfahrungen, Übungen und Praktiken damit verbunden sind, ist höchst individuell. Mit unserem neuen Saisonthema nehmen wir diese verschiedenen Wege in den Blick, möchten spirituelle Formen diskutieren, begreifen und erfahrbar machen.
Die Frage, wie ein spirituelles Leben gelingt, das trägt, steht im Fokus der neuen Ausgabe des DA-Magazins rund um unser Saisonthema "Mehr als Alles". Außerdem teilen wir auf den Themenseiten wie immer spannende Berichte, Meinungen und Ausblicke unseres Bildungsteams und stellen Ihnen das aktuelle Programm der Akademie für den Herbst und Winter vor. Digital oder per Post in Ihren Briefkasten!