Optimistisch zu sein, fällt in diesen Tagen nicht leicht. Wie können wir unter schwieriger werdenden Umständen nicht nur überleben, sondern leben?
Optimistisch zu sein, fällt in diesen Tagen nicht leicht. In vielen Gesprächen erlebe ich, wie sich Traurigkeit, Resignation, Antriebslosigkeit wie ein Schleier über das Gemüt vieler Menschen legt. Obwohl ich mich für einen durchaus optimistischen Menschen halte, fällt mir das Leben im Lockdown (mit unklarer Perspektive) manchmal schwer.
Wie können wir unter schwieriger werdenden Umständen nicht nur überleben, sondern leben? Dies ist die Schlüsselfrage der Zukunft. Wie können wir, wie es die Philosophin Ana Honnacker (mehr lesen) schreibt, zu „Resilienzgemeinschaften“ werden, die sich bewusst sind, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen? Dazu braucht es, so Honnacker, eine „realistische und realitätsfeste Haltung zur Krise“, die hinsieht, nicht wegsieht, die ernst nimmt, nicht verharmlost, die tut, was man tun kann und nicht in Hoffnungslosigkeit verfällt.
Es braucht die Kraft der Zuversicht, einen Optimismus, der nicht beschönigt und sich alles gut redet, sondern einen mit realistischem und angemessenem Blick auf Gegenwart und Zukunft. Fatal wäre ein Optimismus des „Es wird schon wieder werden“, einer, der mit einem Fortschrittsglauben „Es wird schon etwas entwickelt werden“ verbunden ist oder einer, der immer noch auf eine Normalität wartet. Über die Apokalypseblindheit habe ich schon in einem Zwischenruf im Advent geschrieben (nachlesen).
Eingeübt werden, so die Philosophin, muss trotz aller widrigen Umstände ein großes „Dennoch“, ein Dennoch als Haltung, die nicht in Verzweiflung und Zynismus verfällt, nicht im „Weiter-so-wie bisher“ verharrt, sondern eigene Handlungsspielräume entdeckt und nutzt. Eine Haltung, die tut, was man tun kann - hier und heute mit Blick auf eine bessere Zukunft.
Denn es gibt auch vieles zu verlieren. Eine Haltung, die trotz allem das Positive wahrnehmen kann, das es in dieser schwierigen Zeit ja gibt.
Letztlich ist dies die Einübung in eine resiliente Haltung.Sich immer wieder bewusst zu werden, was man schon erreicht hat. Dankbar auf das zu schauen, was einem gelungen ist, kann schließlich helfen, realistisch optimistisch zu bleiben, zuversichtlich durchs Leben zu gehen, sich den widrigen Realitäten zu stellen und aktiv an einer gerechteren, solidarischen Welt mitzubauen. Wie Sie das in Ihrem Alltag konkret stärken können, finden Sie auf unserer Homepage. In jeder Woche der Fastenzeit kommt ein weiterer Impuls dazu (mehr lesen).
Wir stehen am Beginn der Fastenzeit, die uns einlädt, unser Leben genauer unter die Lupe zu nehmen. Fasten meint, darauf zu schauen, woran wir uns festmachen. Was trägt und hält uns, so dass wir trotz der vielen „Obwohls“ mit Zuversicht, das tun, was wir tun können für eine Zukunft, in der alle gut leben können.
Als Christinnen und Christen können wir die Fastenzeit in dem Bewusstsein leben, dass Gott auf allen Wegen mit uns unterwegs ist. Wo haben wir das schon in unserem Leben spüren können? Wenn das nicht Grund zur Zuversicht ist ...