Was ist Heteronormativität? Wer bezeichnet sich als queer? Und wer ist von Yellowfacing betroffen? Begriffe von A bis Z rund um das Thema Diversität erklären wir im Diversitäts-ABC.
Wie kann Vielfalt sichtbarer und die Gesellschaft dadurch gerechter werden? Im Rahmen unseres Saisonthemas Was ist dein Privileg? von Mai bis August 2022 haben wir uns mit Ihnen vielen Fragen rund um das Thema Diversität gestellt. Und wir fragen weiter! Denn: Diversitätsbewusst und anti-rassistisch zu leben, bedeutet sich selbst und die Gesellschaft stetig zu hinterfragen, Betroffenen zuzuhören und offen zu sein, die eigenen blinden Flecken anzuerkennen. Werden/Bleiben Sie ein „Ally“ und lernen Sie mit uns weiter – zum Beispiel mit unserem Diversitäts-ABC.
Ally heißt übersetzt aus dem Englischen „Verbündete:r“. Solidarität zeigen ist das, was Personen, die nicht von Diskriminierung betroffen sind, tun können, um Menschen aus marginalisierten Gruppen zu unterstützen. Sie tun das zum Beispiel dadurch, dass sie ihre eigenen Privilegien für Veränderungen zugunsten diskriminierter Personen einsetzen. Das ist Allyship.
So werden wir zu Allies:
Entlehnung vom englischen Begriff „Blackface“ (black = schwarz; face = Gesicht). Blackfacing bezeichnet das Schminken des Gesichts mit schwarzer Farbe. Dabei handelt es sich nicht etwa um etwas Harmloses, sondern um eine rassistische Praxis – mehr Infos dazu gibt es u. a. in einem Beitrag beim Deutschen Kulturrat.
Wer im Internet weiter recherchiert, stellt schnell fest: gerade im Theaterkontext gab und gibt es etliche Diskussionen, wie ein Beitrag pro und contra von BR-Klassik zeigt.
Menschen, die sich mit dem in ihrer Geburtsurkunde eingetragenen Geschlecht identifizieren können, bezeichnet man als „cis-gender“ oder kurz cis. Dies trifft auf die Mehrheit der Menschen zu, ist aber nicht selbstverständlich: Die eigene Geschlechtsidentität und das körperliche Geschlecht müssen nicht zwangsläufig zusammenfallen.
Um dies sichtbar zu machen, prägte der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch 1991 analog zu „transsexuell“ den Begriff „zissexuell“. Wichtig ist auch: "Cis-Gender" sagt nichts über die sexuelle Orientierung aus. "Cis"-Personen können bisexuell, asexuell, homosexuell, queer... oder eben auch heterosexuell leben.
Mehr Infos zum Thema gibt es u. a. bei der FUMA Fachstelle Gender und Diversität NRW.
Der Begriff Diversität leitet sich aus dem lateinischen Wort „diversitas“ ab und bedeutet Vielfalt und Vielfältigkeit. In der Soziologie bezeichnet Diversität ein Konzept, das die individuellen, sozialen und strukturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen in den Blick nimmt und diese anerkennt.
In der Regel werden folgende Kerndimensionen benannt: Alter, Geschlecht und Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft und Nationalität, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung sowie die soziale Herkunft. Diese Dimensionen beeinflussen individuelle Möglichkeiten und Chancen in unserer Gesellschaft und wirken auch in persönliche Identitätsprozesse hinein.
Das englische Wort „Empowerment“ lässt sich im Deutschen mit „Ermächtigung“ oder „Handlungsfähigkeit“ übersetzen. Der Begriff entstammt der Tradition der Bürgerrechtsbewegung in den USA und der Befreiungsbewegungen in Ländern des globalen Südens in den 1960er Jahren. Er bezeichnet die Fähigkeiten eines Individuums oder einer Gemeinschaft, die eigenen Lebensbedingungen zu bestimmen, eigene Handlungszielsetzungen vorzunehmen und die eigene Umgebung zu gestalten.
Im Zusammenhang mit dem Kampf gegen diskriminierende soziale (Unterdrückungs-) Verhältnisse lässt sich Empowerment auch als Prozess der Herstellung politischer Selbstbestimmung und der Umverteilung von Entscheidungsmacht charakterisieren.
Einen guten Überblick über das Thema gibt ein Beitrag von Norbert Herringer in der APuZ.
Das Wort „Feminismus“ ist heute erfreulicherweise im Wortschatz vieler Menschen wohlbekannt; „Feminismen“ dagegen, im Plural, sorgt ab und an noch für Fragezeichen in den Köpfen: Der Begriff bezeichnet verschiedene feministische Strömungen, die vielfältige Ansätze zur Geschlechter- und Gesellschaftskritik liefern – und das aus verschiedenen Perspektiven und mit teilweise anderen Schwerpunkten. Allen Feminismen liegen die Selbstbestimmung der Frau und die Freiheit und Gleichheit aller Menschen als zentrale Anliegen zugrunde. Beispiele für Feminismen sind der liberale Feminismus, der Differenzfeminismus, der Öko-Feminismus oder auch der queere Feminismus.
Mehr zum Thema gibt es u. a. auf der Seite des Gunda-Werner-Instituts der Heinrich-Böll-Stiftung.
Rassismus ist nach wie vor tief in unsere Gesellschaft eingeschrieben. Es ist die Aufgabe von uns allen, sich dem Kampf dagegen zu stellen. Das bedeutet auch: selbstkritisch auf die eigene Sozialisierung und als Institution auf die eigenen Strukturen zu blicken. Nur wenn wir Verantwortung übernehmen für die eigenen blinden Flecken, die eigenen Prägungen, können wir zu einer rassismuskritischen Gesellschaft werden.
Der Gender Pay Gap beschreibt den geschlechtsspezifischen Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern. Man unterscheidet zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender Pay Gap (siehe Erklärvideo des Statistischen Bundesamtes). Im Jahr 2021 verdienten Frauen pro Stunde 18% weniger als Männer. Rechnet man den Prozentwert in Tage um, arbeiten Frauen 66 Tage, vom 1. Januar bis zum 07. März 2022, umsonst.
Der Gender Pay Gap wird in 15 Minuten erklärt im Video von maiLab.
"Heteronormativ" sind Einstellungen und Überzeugungen, aber auch Regelungen und Strukturen, die zwei Annahmen für selbstverständlich halten: Es gibt nur zwei Geschlechter (vermeintlich eindeutig unterscheidbar) und die Heterosexualität (zwischen Mann und Frau) ist die "normale" Sexualität, während alle andere Formen nur Abweichungen davon sind (oft auch als Störung, Krankheit oder Sünde bewertet).
Allerdings: Beide Annahmen sind alles andere als selbstverständlich! Sie reduzieren (zwischen-)menschliche Vielfalt. Wenn Personen oder Institutionen heteronormativ handeln und Strukturen, Regeln und Gesetze entsprechend gestaltet werden, werden Menschen, die sich der schlichten 2-Geschlechter-Logik entziehen oder homosexuell leben und lieben, abgewertet und benachteiligt.
Weitere Infos gibt es u. a. im LSBTIQ-Lexikon der bpb.
Das Konzept der Intersektionalität wurde 1989 von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw entwickelt. Es beschreibt das Zusammenwirken mehrerer Diskriminierungsmerkmale (z. B. Sexismus und ethnische Herkunft), wodurch neue und je spezifische Formen von Diskriminierung entstehen. Ursprünglich hatte Kimberlé Crenshaw vor allem die Verbindung Sexismus und Rassismus im Blick – insbesondere die Situation *Schwarzer Frauen in den USA. Im Laufe der Zeit wurde der Ansatz erweitert. Heute werden Aspekte wie sexuelle und geschlechtliche Identität, Alter, Behinderung etc. mit einbezogen.
Abgeleitet wurde der Begriff vom englischen Wort "intersection" ("Kreuzung"): In diesem Bild stehen die sich überkreuzenden Straßen für unterschiedliche Merkmale, die Grund für Diskriminierung sein können. In der Mitte der Kreuzung überlappen sich die unterschiedlichen Merkmale und verstärken sich gegenseitig. Folglich ist eine Person, die - sinnbildlich - in der Mitte der Kreuzung steht, einer höheren Gefahr ausgesetzt, diskriminiert zu werden.
Mehr dazu gibt es u. a. bei EINE WELT DER VIELFALT e. V.
Unter weiß und Schwarz sind keine realen Hautfarben oder biologischen Eigenschaften zu verstehen. Die Begriffe beschreiben vielmehr eine politische Konstruktion der Vorherrschaft oder Benachteiligung und werden in diesem ABC daher kursiv und klein (weiß) oder groß (Schwarz) geschrieben.
"Jim Crow" ist ein rassistisches Stereotyp für Schwarze Menschen, das um 1830 in den USA entstanden ist. Weiße Komiker stellten die Figur Jim Crow dabei als "Blackface" in herabwürdigender Art und Weise (meist als singenden, tanzenden, faulen und gelegentlich stehlenden Schwarzen) dar.
Nach offiziellem Ende der Sklaverei wurden in vielen Bundesstaaten der USA Gesetze erlassen, die zur Aufrechterhaltung der Trennung weißer und Schwarzer Lebensbereiche beitragen sollten. Von Kritikern wurden diese Gesetze "Jim-Crow-Gesetze" genannt. Erst mit der Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 1960er Jahren wurden diese Gesetze nach und nach abgeschafft. Heute noch dient "Jim Crow" als Ausdruck eines nach wie vor wirksamen Systems der rassistischen Hierarchisierung von Menschen, welches sich u. a. in der überproportional höheren Inhaftierung nicht-weißer Personen niederschlägt.
"Klassistisch" sind Einstellungen, Handlungsweisen und Strukturen, die Menschen mit einem sogenannt "niedrigen" sozio-ökonomischen Status diskriminieren. Klassismus ist es z. B., wenn arme Menschen hinsichtlich ihres Lebensstils abgewertet werden oder kulturelle Angebote de facto nur "bildungsbürgerliche" Menschen ansprechen. Nicht selten verbindet sich klassistische Diskriminierung mit Sexismus und Rassismus und anderen Formen der Ausgrenzung und Abwertung.
Für eine anti-klassistische Praxis und Politik ist es wichtig, Menschen mit einem "niedrigen" sozio-ökonomischen Status nicht "nur" Anerkennung und Respekt zu verschaffen (das auch!), sondern ihre handfeste Benachteiligung in vielen Politikfeldern zu reduzieren, also Armut zu bekämpfen und echte Teilhabe zu ermöglichen. Menschen in Armut wollen nicht nur nicht abgewertet werden - sie wollen nicht mehr arm sein!
Mehr zum wichtigen, aber nicht immer ganz klaren Klassismus-Konzept in einem Beitrag von Deutschlandfunk Kultur.
Die Abkürzung LGBTIAQ+ soll Menschen aller geschlechtlicher Identitäten und sexueller Orientierungen jenseits der heterosexuellen Norm einbeziehen. Die Abkürzungen bedeuten:
Mehr über geschlechtliche Vielfalt gibt es u. a. beim "Queer Lexikon".
Die Regelblutung ist gesellschaftlich nach wie vor mit viel Scham belegt, wird oft stigmatisiert und tabuisiert, was zu Diskriminierung führen kann. Die Periode ist in vieler Hinsicht ein politisches Thema – zum Beispiel beim Stichwort "Period poverty": Periodenprodukte wie Menstruationstassen, Binden oder Tampons kosten Geld, und zwar viel. Der Begriff Periodenarmut beschreibt das Phänomen, dass die Blutung für viele Frauen und menstruierende Menschen zu einer echten finanziellen Belastung wird. Erst seit 2020 gelten Periodenprodukte in Deutschland übrigens nicht mehr als „Luxusprodukte“, womit sie als Produkte des täglichen Gebrauchs jetzt mit 7% statt vorher 19% besteuert werden.
Auch Aspekte wie Menstrual leave, der sichere Zugang zu Toiletten und Sanitäranlagen oder die Diskriminierung von menstruierenden Menschen, die als unrein oder unberührbar stigmatisiert werden, sind wichtige Themen rund um Menstruation und Gleichberechtigung.
Mehr zum Thema gibt es u. a. auf der Seite von UN Women.
Was ist normal? Hier eine soziologische Definition von Heiner Keupp: „Die Begriffe Normalität und Abweichung benennen ein Koordinatensystem, das im Alltag, aber auch in den entsprechenden professionellen Diskursen, Grenzen für gesellschaftlich akzeptiertes Erleben und Verhalten ziehen.“ Dieses Koordinatensystem kann im Alltag eine Hilfe sein. Wenn ich zum Beispiel damit rechnen kann, dass alle nur bei Grün über die Ampel gehen, muss sich mein Gehirn weniger anstrengen.
Die andere Seite der Medaille ist jedoch, dass die Kategorien „Normal“ und „nicht Normal“ in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen negative Auswirkungen haben. Nämlich dann, wenn die Konsequenz von Abweichung sozialer Ausschluss ist. An das Konzept von Normalität schließen sich in Bezug auf Diversität also viele wichtige Begriffe an, z. B. Inklusion, Exklusion, Toleranz, Offenheit, Fremdzwang, Selbstzwang, Identität oder Kultur.
Der Begriff Othering kommt aus dem Englischen und bezeichnet den Akt, jemanden zum Anderen zu machen. Konkret handelt es sich um einen Abgrenzungsprozess zwischen einer Person oder Gruppe, die sich von einer anderen Person oder Gruppe distanziert, indem deren Eigenschaften oder Fähigkeiten als besonders hervorgehoben werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob das in den Mittelpunkt gerückte Merkmal positiv oder negative bewertet wird, denn: So oder so werden Gruppen oder Personen dabei als abweichend von der Norm gekennzeichnet und damit ausgegrenzt.
Meist geschieht Othering innerhalb eines gesellschaftlichen Machtgefälles: Eine privilegierte Gruppe nimmt sich das Recht der Deutungshoheit heraus, was für die benannte Gruppe mitunter politische, institutionelle und strukturelle Benachteiligung zur Folge hat. Am Beispiel des racial profilings, bei dem bestimmte Personen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbilds deutlich öfter unter Verdacht stehen, kriminell zu sein und dementsprechend vermehrt von der Polizei kontrolliert werden, wird eine dieser Folge deutlich.
Mehr dazu u. a. auf der Seite der Züricher Hochschule der Künste.
Der Begriff "People of Color" (im Singular "Person of Color", abgekürzt PoC) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß angesehen werden und vielfältige Formen von Rassismus erfahren. In den 1960er Jahren fand im Zuge der Bürgerrechtsbewegung in den USA eine Wiederaneignung und Umdeutung des negativ konnotierten Begriffs "colored" statt: People of Color beschreibt seitdem den solidarischen Zusammenschluss von verschiedenen Gruppen, die Ausgrenzung aufgrund von Rassismus erfahren.
In Deutschland wird der Begriff v. a. in aktivistischen und wissenschaftlichen Kontexten verwendet. Seit einigen Jahren übernehmen marginalisierte Gruppen in Deutschland vermehrt die Selbstbezeichnung PoC, um den Fokus auf eine kollektive Rassismuserfahrung zu lenken und sich u. a. von stigmatisierenden Zuschreibungen wie "Migrant:in" oder "Mensch mit Migrationshintergrund" zu distanzieren. Aktuell gibt es im Deutschen keine adäquate Entsprechung für den Begriff People/Person of Color, da die meisten Wörter eine rassistische Geschichte haben und Fremdbezeichnungen sind.
Mehr zum Thema gibt es auf der Seite von Diversity Arts Culture.
Queer ist ein Sammelbegriff für Menschen, die sich nicht mit der Cis-Hetero-Norm identifizieren. Früher galt queer als Schimpfwort für homosexuelle Menschen, doch die Szene deutete den Begriff um und nutzt die Bezeichnung heute für sich selbst – im positiven Sinne. Der Begriff bietet eine Form der Identifikation ohne zu klassifizieren.
Es gibt vielfältige sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Menschen, die sich mit dem heterosexuellen Muster und der binären Geschlechterordnung nicht identifizieren möchten, bezeichnen sich oft selbst als queer.
Mehr dazu im Video von funk.
Rassismus ist eine Art der Diskriminierung, bei der Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, ihrer Haare, ihres Namens oder ihrer Sprache diskriminiert, ausgegrenzt und abgewertet werden. Dabei ist längst wissenschaftlich erwiesen, dass es bei Menschen keine "Rassen" gibt. Diese wurden erfunden und als Machtinstrument gegenüber bestimmten Gruppen verwendet.
In der Geschichte lassen sich viele Beispiele finden, in denen die Auswirkungen sichtbar werden, wenn Rassismus eine Mehrheitsgesellschaft durchdringt, beispielsweise der Holocaust oder die Apartheid, um nur zwei sehr bekannte zu nennen.
Auf der Seite der bpb ist das Konzept des Rassismus in einfacher Sprache erklärt.
Sinti:zze und Rom:nja sind eine nationale Minderheit, deren ursprüngliche Herkunft in Indien und dem heutigen Pakistan liegt. Sie bilden die größte ethnische Minderheit in Europa, in Deutschland leben heute zwischen 70.000 und 150.000 Sinti:zze und Rom:nja. Für viele ist Romanes - neben Deutsch - die zweite Muttersprache. Sinti:zze sind v. a. in West- und Mitteleuropa beheimatet. Der weibliche Singular ist Sintizza (Plural: Sintizze), der männliche Singular ist Sinto (Plural: Sinti). Die Bezeichnung ist jedoch nur in Deutschland, Österreich und Teilen Norditaliens bekannt.
Außerhalb des deutschen Sprachraums gilt Rom:nja als Sammelbegriff für die gesamte Minderheit. Im weiblichen Singular spricht man von Romni (Plural: Romnja), im männlichen von Rom (Plural: Roma). Innerhalb der Minderheit gibt es zahlreiche Untergruppen, die sich in Sprachen, Religionen und Gewohnheiten voneinander unterscheiden.
Mehr Infos im NdM-Glossar.
Toxische Männlichkeit bezeichnet bestimmte tradierte Männlichkeitsvorstellungen, die noch heute destruktives Verhalten von Männern prägen. Dieses Verhalten wird Jungen oft schon frühzeitig beigebracht, indem ihnen z. B. vermittelt wird, ihre eigenen (Schmerz-)Grenzen nicht wahrzunehmen, Verletzungen nicht zu zeigen und die eigenen Emotionen zu unterdrücken. Diese Sozialisation kann männliches Verhalten das ganze Leben lang prägen und trägt u. a. dazu bei, dass Männer im Durchschnitt früher sterben.
Warum toxische Männlichkeit allen schadet, wird im Video von ARD alpha erklärt.
Seit den 1980er Jahren wird mit dem Begriff des "Umweltrassismus" kritisiert, dass sowohl Umweltgüter als auch Umweltschäden oft ungerecht und eben auch rassistisch verteilt sind. 1982 verhinderte eine weiße Bürgerinitiative in North Carolina eine Giftmülldeponie in ihrem Stadtteil - sie sollte stattdessen im ärmeren und Schwarzen Teil der Stadt angelegt werden. Die Proteste dagegen gelten als Startpunkt des Kampfes gegen Umweltrassismus.
Dieser wichtige Aspekt der Umwelt(un)gerechtigkeit wird in der deutschen Debatte kaum diskutiert. Infos zum Umweltrassismus in Deutschland gibt es im E-Paper der Heinrich Böll Stiftung.
Vorurteile sind meist negative soziale Urteile über Gruppen und Menschen. Wir alle haben schon von klein auf diverse Vorurteile aufgesogen. Sie gehören zum Sozialisationsprozess dazu. Es erleichtert den Alltag, wenn schon vorgefertigte Meinungen zu bestimmten Gruppen vorhanden sind. Allerdings ist der Schritt vom Vorurteil zur Diskriminierung ein kleiner.
Hier ein paar konkrete Impulse für den Alltag, um Vorurteile abzubauen:
Die Wissenschaft beschäftigt sich schon lange mit dem Phänomen der Vorurteile. Wer mehr lernen möchte, dem sei die Vorurteilsforschung ans Herz gelegt.
Weißsein gilt heute nach wie vor als gesellschaftliche Norm – und damit bringt es viele Vorteile mit sich. Der Begriff „White Privilege“ definiert diesen Zustand, der zu Benachteiligung und Rassismus führt. Weißsein ist dabei ein Privileg, das für viele Weiße nicht als solches wahrgenommen wird. Ein Bespiel dieser Vorrechte ist es, im Alltag nicht über die eigene Hautfarbe nachdenken oder sich gezwungenermaßen mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen – etwa bei der Jobsuche.
Der wissenschaftliche und politische Ansatz des „Kritischen Weißseins“ versucht u. a. diese normstiftende Position sichtbar zu machen, den unsichtbaren Maßstab kritisch zu hinterfragen und schließlich aufzulösen.
Xenophobie ist eine menschenfeindliche Einstellung. Sie beschreibt die Abwertung und Ablehnung von Personen, die als „fremd“ oder andersartig wahrgenommen werden. Wörtlich übersetzt bedeutet xenos (griech.) „fremd“ und phobie (griech.) „Angst“. Im politischen Kontext wird Xenophobie mit Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass oder seltener mit Ausländerfeindlichkeit übersetzt. Letztere Bezeichnung ist jedoch zu ungenau, da i.d.R. nicht nur die Staatsangehörigkeit die Grundlage für fremdenfeindliche Einstellungen bildet. Insbesondere Merkmale wie Aussehen oder Religion spielen in diesem Kontext ebenfalls eine große Rolle, welche nicht zwingend mit nationalen Grenzen verbunden sind.
Mehr dazu auf der Seite der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.
Wie zu Beginn unseres Diversitäts-ABCs bei Blackfacing, verhält es sich auch hier: Unter Yellowfacing versteht man das Schminken des Gesichts (face) mit gelber (yellow) Farbe, und auch diesmal handelt es sich um nichts Harmloses, sondern um eine rassistische Praxis. In der Diskussion um Yellowfacing geht es um Klischees, Stereotype und Diskriminierung im Hinblick auf vermeintlich „typisch asiatische Eigenschaften“.
Was Betroffenen so alles passiert und wie sie selbst damit umgehen, um aufzuklären und aufzurütteln, zeigen zwei Beispiele: Einmal der Podcast „Rice and shine“, der 2019 zu den Nominierungen des Grimme Online Award gehörte – hier ein Interview mit den Macherinnen. Zum anderen die Performance „Miss Yellow And Me – I Wanna Be A Musical“ – hier ein Interview mit der Künstlerin.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dem Diversitäts-ABC ein paar hilfreiche Anregungen für Ihren diversitätsbewussten Lernweg mitgeben konnten. Inspiriert hat uns zu diesem Alphabet die Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette, die am Ende ihres rassismuskritischen Alphabets schreibt: „Jeden Morgen stehst du vor der Wahl: `Schaue ich hin? Trete ich als Verbündete:r gegen ein rassistisches System auf? Lerne ich weiter?'“
Diversitätsbewusst und anti-rassistisch zu leben, bedeutet sich selbst und die Gesellschaft stetig zu hinterfragen, Betroffenen zuzuhören und offen zu sein, die eigenen blinden Flecken anzuerkennen. Das ist anstrengend, jedoch notwendig, wenn wir in einer Welt leben wollen, in der allen die gleichen Rechte und Chancen zustehen. Daher: Werden/Bleiben Sie ein "Ally" und lernen Sie mit uns weiter.
Bei der Lecture Performance ermöglichen wir Ihnen die kreative Auseinandersetzung mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung. Unter Lecture Performance versteht man ein Hybrid aus Vortrag mit theatralen Elementen. Die Inszenierung ist ab Mai 2022 als Online-Angebot für Schulen, Jugendgruppen und Pfarrgemeinderäte sowie an ausgewählten Vorstellungsterminen für Einzelpersonen buchbar.