Wieder ein Jahr geht zu Ende und es ist so unglaublich viel in diesem Jahr passiert. Wieder feiern wir ein ganz anderes Weihnachten. Ein Weihnachten, das uns erneut die Verletzlichkeit unserer Gesellschaft vor Augen führt. Ja, es waren zwölf Monate voller Herausforderungen für uns alle und diese werden nicht geringer werden.
Papst Franziskus hat einmal gesagt: „Wir leben nicht in einer Ära des Wandels, sondern wir erleben den Wandel einer Ära.“ Das ist es, glaube ich, was wir gerade als enorm anstrengend erfahren. Das Vertraute, das, worauf wir uns immer verlassen haben, die uns bekannten Koordinaten unseres Lebens verändern sich. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich transformiert. Das verunsichert, erzeugt Unbehagen, zuweilen Angst.
Den Wandel einer Ära erleben wir auch in der Kirche. Die Veranstaltungen zu unserem Saisonthema „Die UNGLAUBLICHE Kirche“ eröffneten in den vergangenen Monaten einen Raum zum gemeinsamen Nachdenken, Diskutieren und Ermutigen, um den „Change“ in der Kirche zu wagen. Strukturreformen werden nicht mehr reichen.
Wie kann Christsein als kraftvolle und kreative Ressource, um das eigene Leben und die Gesellschaft zu gestalten, neu sichtbar werden? Das ist für mich die zentrale Zukunftsfrage.
Wo Menschen sich für andere einsetzen, sich selbst riskieren, leuchtet die Botschaft von Weihnachten auf. Das Fest verdankt sich, wie Hildegund Keul in Publik-Forum 24/2021 schreibt, „dem hingebungsvollen Einsatz von Menschen, die das neugeborene Leben schützen, indem sie selbst erhebliche Risiken eingehen“ – wie Maria und Josef, die dieses riskante Unterfangen der Geburt Jesu wagen.
Gerade diese Empathie, diese Solidarität ist für unser menschliches und gesellschaftliches Zusammenleben grundlegend. Wo sich Menschen trotz des Risikos der eigenen Verwundbarkeit engagieren und zuweilen sogar ihr Leben riskieren, werden sie zum Hoffnungsfunken für andere. In Krisen- und Katastrophengebieten, wie im Sommer auch bei uns im Ahrtal, wird das jedes Mal aufs Neue überdeutlich: Weihnachten braucht nicht den Dezember, in jedem Moment sind Christ:innen gefragt, dass Weihnachten werde.
Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie Mut und Zuversicht finden, durch Menschen, die mit Ihnen durch diese Zeiten unterwegs sind, die sich in Gesellschaft und Kirche für einen neuen Himmel und eine neue Erde engagieren. Sie zeigen uns, wie Edith Stein geschrieben hat, dass der Stern von Bethlehem in dunkler Nacht leuchtet – auch heute noch.
In diesem zuversichtlichen Glauben wünschen wir Ihnen ein Weihnachtsfest mit Hoffnungsmomenten. Mögen Sie im neuen Jahr Gottes gute Begleitung immer wieder spüren!
Ihre Claudia Pfrang